| | In den 70ern war es relativ normal, dass auch die Jungen in Strumpfhosen gesteckt wurden. Spätestens ab der 2. Schulklasse aber wurde untereinander schon darauf geachtet, wer eine trug. Und wer dabei erwischt wurde, hatte schnell mit dem Spott seiner Mitschüler zu kämpfen. Auffällig wurde es besonders beim Sport, aber auch auf dem Schulhof wurde regelmäßig "kontrolliert". Umso glücklicher war ich, als ich bei meiner Mutter durchsetzen konnte, keine Strumpfhosen mehr tragen zu müssen. Auf der anderen Seite aber vermisste ich sie dann doch sehr und träumte sogar von ihnen. Vor allem stellte ich mir vor, von meinen Freunden darin erwischt zu werden, und fand dies sonderbar erregend, so dass ich immer öfter in den Keller ging, um meine alten Strumpfhosen heimlich wieder anzuziehen. Mit der Zeit wagte ich mich sogar nach draußen und zog abends meine Strumpfhosenrunden durch die Stadt, später auch tagsüber auf dem Fahrrad. Dabei kam es desöfteren zum Kontakt mit Passanten, aber gerade das regte mich noch mehr an, so dass es zu einer regelrechten Sucht wurde. - Genauso wie meine regelmäßigen Strumpfhoseneinkäufe, die nicht selten Fragen der Verkäuferinnen nach sich zogen. Allerdings war man da bis zum Ende der 70er noch weitaus offener, so dass mich eine Verkäuferin sogar einmal fragte, ob ich die Strumpfhose nicht erst einmal anprobieren wolle. Nur einmal wurde ich von einem Kameraden aus dem Judo-Verein erwischt, als ich mich in der Sammelumkleide unseres Schwimmbades umzog. Er hat zwar seltsam geguckt, aber nichts weiter gesagt. Das brachte mich dazu, immer offener mit der Sache umzugehen. Allgemein outen würde ich mich heute aber noch immer nicht, da einerseits noch immer die Angst vor Verspottung im Hintergrund steht, mir andererseits aber auch der Spaß am Versteckspiel im Bekanntenkreis fehlen würde. Denn letztlich ist es doch der Kick, in der Angst vor Enttarnung so viel wie möglich zu zeigen, der die Sache spannend macht. |